Jiaogulan Pflanze — Gynostemma pentaphyllum

Botanische Merkmale, Wuchsform und Standortansprüche der "Pflanze der Unsterblichkeit" — eine faszinierende Kletterpflanze aus der Familie der Kürbisgewächse.

Cucurbitaceae 5-teilige Blätter 3-8m Rankhöhe Mehrjährig

Wissenschaftliche Klassifizierung

Reich: Plantae (Pflanzen)
Unterreich: Tracheobionta (Gefäßpflanzen)
Überabteilung: Spermatophyta (Samenpflanzen)
Abteilung: Magnoliophyta (Bedecktsamer)
Klasse: Magnoliopsida (Zweikeimblättrige)
Ordnung: Cucurbitales (Kürbisartige)
Familie: Cucurbitaceae (Kürbisgewächse)
Gattung: Gynostemma Blume (1825)
Art: Gynostemma pentaphyllum (Thunb.) Makino

Namensgebung & Geschichte

Erstbeschreibung

Carl Peter Thunberg (1784)

Ursprünglich als Vitis pentaphylla beschrieben (Weinreben-Gattung)

Grund: Ähnliche Blattform wie Weinreben

Gattung Gynostemma

Carl Ludwig Blume (1825)

Erkannte separate Gattung: Gynostemma

Name: Griechisch "gyne" (Frau) + "stemma" (Kranz) — bezieht sich auf Blütenstruktur

Aktuelle Bezeichnung

Tomitaro Makino (1902)

Kombinierte zur aktuellen Bezeichnung: Gynostemma pentaphyllum

"pentaphyllum": Lateinisch "fünf Blätter" (5-teilige Blätter)

💡 Besonderheit: Cucurbitaceae mit Saponinen

Jiaogulan ist die einzige Cucurbitaceae-Art mit hochkonzentrierten Triterpensaponinen (84 Gypenoside, 2-8% Gehalt).

Verwandte: Gurke, Kürbis, Melone, Zucchini — KEINE Saponine
Grund: Evolutionäre Anpassung an subtropische Bergregionen (Schutz vor Fressfeinden)

Morphologie — Aufbau der Pflanze

🌿 Schematischer Aufbau:

  • ↑ Ranktriebe (3-8m)
  • 🍃 5-teilige Blätter
  • 🌸 Grünlich-weiße Blüten
  • 🫐 Schwarze Beeren
  • ↓ Rhizom-Wurzelsystem

Wurzelsystem

Wurzeltyp

Rhizom (unterirdischer Spross)

  • Horizontal wachsend
  • Verzweigt
  • Speichert Nährstoffe
  • Überwintert im Rhizom

Feinwurzeln

  • Tiefe: 20-40 cm (flach)
  • Ausbreitung: 30-60 cm Radius
  • Beschaffenheit: Fein verzweigt, dicht
  • Funktion: Wasser- & Nährstoffaufnahme

Besonderheiten

  • Rhizom bis 50cm Durchmesser
  • Rübenartige Verdickungen möglich
  • Keine Pfahlwurzel
  • Bildet Ausläufer (vegetative Vermehrung)

Stängel & Triebe

Wuchsform

Kletterpflanze (Liane)

  • Länge: 3-8 Meter
  • Durchmesser: 2-5 mm (dünn, aber zäh)
  • Farbe: Grün, im Alter bräunlich
  • Oberfläche: Leicht behaart (Trichome)

Rankmechanismus

Ranken (Spiralranken)

  • Achselständig (neben Blättern)
  • 2-3-teilig verzweigt
  • Wickeln sich um Stützen
  • Bis 15 cm lang

Mechanismus: Ranken wachsen spiralförmig, reagieren auf Berührung (thigmotrop)

Verzweigung

  • Stark verzweigt (buschig)
  • Neue Triebe aus jedem Blattknoten
  • Seitentriebe bis 1m Länge
  • Schnellwachsend (1-2 cm/Tag in Saison)

Blätter — Das charakteristische 5-Blatt

Grundstruktur

Gefiedert (palmatum), meist 5-teilig

  • Anzahl Fiederblättchen: 5 (selten 3, 7 oder 9)
  • Anordnung: Handförmig (palmat)
  • Grund für "pentaphyllum": "penta" = fünf, "phyllum" = Blatt

Maße

Gesamtlänge: 8-15 cm (mit Stiel)
Einzelblättchen: 4-10 cm Länge, 1,5-4 cm Breite
Blattstiel: 2-5 cm
Form: Lanzettlich bis elliptisch
Spitze: Zugespitzt (acuminat)
Rand: Gesägt (serrat), 15-25 Zähne/Seite

Weitere Merkmale

  • Oberseite: Dunkelgrün, glänzend, leicht behaart
  • Unterseite: Heller grün, deutlich behaart (Trichome)
  • Nervatur: Fiedernervig, 6-8 Seitennerven pro Seite
  • Textur: Dünn, leicht ledrig
  • Anordnung: Wechselständig (alternierend am Stängel)

Chemische Zusammensetzung der Blätter

Die Blätter sind der Hauptwirkstoff-Träger der Pflanze:

  • Gypenoside (Saponine): 2-8% der Trockenmasse (höchste Konzentration)
  • Polyphenole: 1,5-2,5% (Flavonoide, Quercetin, Rutin)
  • Polysaccharide: 3-5% (immunmodulierend)
  • Proteine: 15-20%
  • Aminosäuren: 17 essentielle + nicht-essentielle
  • Vitamine: B1, B2, B6, C, E, K
  • Mineralstoffe: Ca, Mg, K, Fe, Zn, Se

Optimales Erntefenster: Kurz vor Blüte (Juni-Juli) → höchste Gypenosid-Konzentration (6-8%)

Blüten & Blütenstände

Blütentyp

Diözisch (zweihäusig)

  • Männliche & weibliche Blüten auf getrennten Pflanzen
  • ~50% männlich, 50% weiblich
  • Kreuzbestäubung notwendig für Samen

Blütenstand

Rispige Trauben (Panicle)

  • Länge: 10-25 cm
  • Position: Achselständig (aus Blattachseln)
  • Anzahl Blüten: 20-50 pro Rispe

Einzelblüte

  • Größe: 4-6 mm Durchmesser (klein!)
  • Farbe: Grünlich-weiß bis gelblich
  • Form: Sternförmig, 5 Kelchblätter
  • Duft: Sehr schwach, kaum wahrnehmbar

Blütezeit & Bestäubung

Blütezeit
  • Natürlich: Juni-August (Nordhalbkugel)
  • Dauer: 6-8 Wochen
  • Abhängig von: Temperatur (min. 18°C), Tageslänge (>14h)
Bestäubung
  • Durch: Insekten (Bienen, Fliegen, kleine Käfer)
  • Mechanismus: Pollen von männlichen auf weibliche Blüten
  • Erfolg: 30-60% der weiblichen Blüten bilden Früchte

Früchte & Samen

Fruchttyp

Beere (Pepo)

  • Größe: 5-8 mm Durchmesser
  • Form: Kugelig bis leicht oval
  • Farbe (reif): Schwarz
  • Farbe (unreif): Grün

Samen

  • Anzahl pro Frucht: 2-3 Samen
  • Größe: 3-5 mm
  • Form: Oval, abgeflacht
  • Farbe: Braun
  • Oberfläche: Glatt, leicht strukturiert

Reife & Keimung

  • Reifezeit: August-Oktober
  • Keimfähigkeit: 60-80%
  • Keimdauer: 14-21 Tage (bei 20-25°C)
  • Stratifikation: Nicht notwendig (aber fördert Keimung)

Standortansprüche & Natürliches Habitat

Natürliche Verbreitung

Ursprung: Südchina (Guizhou, Guangxi, Sichuan, Yunnan)

Weitere Vorkommen: Japan, Korea, Thailand, Vietnam, Nord-Indien

Höhenlage: 300-3.200 m über NN

🌡️ Klima

Temperatur

  • Optimal: 20-30°C (Wachstum)
  • Mindest: 15°C (Wachstum stoppt bei <15°C)
  • Maximum: 35°C (Stress bei >35°C)
  • Frost: Bis -15°C (Rhizom überlebt, Blätter sterben ab)

Klimazone

  • Natürlich: Subtropisch bis gemäßigt
  • USDA-Zone: 7-10 (Deutschland: Zone 7-8 → bedingt winterhart)
  • Saison: Sommer-aktiv, Winter-ruhend (Blätter fallen ab)

💧 Wasser

Niederschlag

  • Optimal: 1.000-2.000 mm/Jahr
  • Mindest: 800 mm/Jahr (mit Bewässerung)
  • Verteilung: Gleichmäßig über Saison

Bodenansprüche (Wasser)

  • Feuchte: Gleichmäßig feucht (nicht nass!)
  • Drainage: Gut durchlässig (Staunässe = Tod)
  • Dürre: Verträgt 1-2 Wochen Trockenheit (Rhizom speichert Wasser)

☀️ Licht

Lichtbedarf

  • Optimal: Halbschatten (4-6h Sonne/Tag)
  • Toleriert: Schatten (2-4h Sonne)
  • Verträgt: Volle Sonne (aber langsameres Wachstum)

Natürlicher Standort

  • Waldränder: Unter Baumkronen
  • Lichtungen: Mit Halbschatten
  • Strauchschicht: Klettert an Büschen/Bäumen

🌱 Boden

Bodentyp

  • Optimal: Lehm-Humus-Gemisch
  • Struktur: Locker, krümelig
  • Drainage: Gut durchlässig
  • pH-Wert: 5,5-7,0 (leicht sauer bis neutral)

Nährstoffe

  • Bedarf: Mittel (nicht überdüngen!)
  • N:P:K: 1:1:1 (ausgewogen)
  • Humus: 3-5% organische Substanz

💚 Der ideale Standort

Perfekt für Jiaogulan:

  • Halbschatten: Unter Bäumen, an Nordseite von Gebäuden
  • Windgeschützt: Ranken brechen bei starkem Wind
  • Rankgerüst: Zaun, Spalier, Pergola (mind. 2m Höhe)
  • Lockerer Boden: Mit Kompost angereichert
  • Gute Drainage: Keine Staunässe
  • Gleichmäßige Feuchte: Mulchen hilft
  • Geschützte Lage: Mikroklimazone (wärmer als Umgebung)

Wachstum & Jahreszyklus

Phänologischer Kalender (Nordhalbkugel)

März-April: Frühjahr

Austrieb

  • Rhizom beginnt zu treiben (bei >15°C)
  • Erste Blätter erscheinen
  • Langsames Wachstum (5-10 cm/Woche)

Mai-Juni: Frühsommer

Hauptwachstum

  • Schnelles Wachstum (10-15 cm/Woche)
  • Starke Verzweigung
  • Ranken bilden sich
  • Erste Ernten möglich (ab Mai)

Juli-August: Hochsommer

Blüte & Fruchtbildung

  • Blüte (Juli-August)
  • Maximale Blattmasse
  • Höchste Gypenosid-Konzentration
  • Haupterntezeit

September-Oktober: Herbst

Fruchtreife & Samenbildung

  • Beeren reifen (schwarz)
  • Wachstum verlangsamt sich
  • Blätter beginnen zu vergilben
  • Letzte Ernten vor Frost

November-Februar: Winter

Winterruhe

  • Oberirdische Teile sterben ab (bei Frost)
  • Rhizom überwintert im Boden
  • Keine Aktivität (Ruhephase)
  • Winterschutz empfohlen (Mulch, Vlies)

Wachstumsstadien

Jahr 1

Jungpflanze

  • Höhe: 1-2 m
  • Blätter: 50-100 Blätter
  • Blüte: Selten
  • Ernte: Möglich ab Juni (sparsam)
Jahr 2

Etablierte Pflanze

  • Höhe: 3-5 m
  • Blätter: 200-400 Blätter
  • Blüte: Ja (ab Juli)
  • Ernte: Regelmäßig (alle 4-6 Wochen)
Jahr 3+

Ausgewachsene Pflanze

  • Höhe: 5-8 m
  • Blätter: 500-1.000+ Blätter
  • Blüte: Üppig
  • Ernte: Ertragreich (1-2 kg Frischblätter/Saison)

Wachstumsfaktoren

Faktor Optimum Auswirkung bei Abweichung
Temperatur 20-30°C <15°C: Wachstum stoppt; >35°C: Stress, Blätter welken
Licht 4-6h Sonne/Tag Zu wenig: Langsames Wachstum; Zu viel: Blattbrand
Wasser Gleichmäßig feucht Trockenheit: Wachstumsstopp; Staunässe: Wurzelfäule
Nährstoffe Mittel (N:P:K 1:1:1) Zu wenig: Gelbe Blätter; Zu viel: Weiches Gewebe, weniger Saponine
pH-Wert 5,5-7,0 <5,0: Nährstoffmangel; >7,5: Eisenchlorose

Jiaogulan aus nachhaltigem Anbau

✓ Bio-zertifiziert (DE-ÖKO-039) · ✓ Optimale Erntezeit (Juni-August) · ✓ Höchste Gypenosid-Konzentration · ✓ Schonende Trocknung

Detaillierte Taxonomie & Verwandtschaft

Gynostemma pentaphyllum gehört zur Familie der Kürbisgewächse (Cucurbitaceae) und ist eng verwandt mit bekannten Nutzpflanzen wie Gurken, Melonen und Kürbissen. Die taxonomische Einordnung wurde seit der Erstbeschreibung mehrfach revidiert.

Reich:
Plantae (Pflanzen)
Abteilung:
Magnoliophyta (Bedecktsamer)
Klasse:
Magnoliopsida (Zweikeimblättrige)
Ordnung:
Cucurbitales (Kürbisartige)
Familie:
Cucurbitaceae (Kürbisgewächse) — 965 Arten in 98 Gattungen
Gattung:
Gynostemma Blume — 16 akzeptierte Arten
Art:
Gynostemma pentaphyllum (Thunb.) Makino

Artgeschichte & Synonyme

Erstbeschreibung

1784: Carl Peter Thunberg beschrieb die Art als Vitis pentaphylla nach japanischen Exemplaren. Der Name bezieht sich auf die fünfteiligen Blätter (griech. penta = fünf, phyllon = Blatt).

Neuklassifizierung

1902: Tomitaro Makino ordnete die Art der Gattung Gynostemma zu. Der Gattungsname leitet sich von griech. gyne (Frau) und stemma (Kranz) ab — Bezug auf die charakteristische Narbenstruktur.

Synonyme

  • Vitis pentaphylla Thunb. (1784)
  • Pestalozzia pentaphylla (Thunb.) Steud. (1840)
  • Gynostemma pedatum Blume (1826) — teilweise
  • Gynostemma yixingense M.S.Wang & C.Y.Wu (1985) — nicht anerkannt

Detaillierte Morphologische Merkmale

Jiaogulan ist eine mehrjährige krautige Kletterpflanze mit komplexer Morphologie. Die charakteristischen 5-teiligen Blätter und die zweihäusige Blütenstruktur sind botanische Schlüsselmerkmale.

🌱 Wurzelsystem

Typ: Flachwurzler mit verzweigter Rhizomstruktur

Primärwurzel
  • Länge: 20-40 cm (in Kultur); bis 80 cm (wild)
  • Durchmesser: 3-8 mm
  • Farbe: Weißlich bis hellbraun, korkig verholzt nach 2-3 Jahren
  • Struktur: Rübenförmig, fleischig, speichert Stärke & Inulin
Sekundärwurzeln
  • Anzahl: 15-40 Hauptseitenwurzeln
  • Verteilung: Horizontal bis 30 cm Radius, Tiefe 10-25 cm
  • Funktion: Nährstoff- & Wasseraufnahme, vegetative Vermehrung
  • Adventivwurzeln: Bilden sich an Knoten bei Bodenkontakt
Anatomische Besonderheiten
  • Endodermis: Mit Caspary-Streifen (reguliert Wasser-/Nährstoffaufnahme)
  • Leitbündel: Kollateral, sekundäres Dickenwachstum ab Jahr 2
  • Speicherzellen: Parenchymgewebe mit Stärkekörnern (bis 35% der Trockenmasse)
Anbaupraxis: Tiefgründige, lockere Böden fördern Wurzelwachstum. Staunässe führt zu Wurzelfäule (Phytophthora spp., Pythium spp.). Bei Vermehrung durch Rhizomteilung: Mindestens 2-3 Knospen pro Segment für zuverlässigen Austrieb.

🌿 Spross & Stängel

Typ: Kletternde Liane mit herbazöser Struktur

Primärstängel (Haupttrieb)
  • Länge: 3-8 m (Kultur: 3-5 m; wild: bis 12 m berichtet)
  • Durchmesser: 2-5 mm (jung), bis 8 mm (mehrjährig)
  • Farbe: Grün bis rötlich-braun (UV-exponiert), bereift
  • Oberflächenstruktur: Längsgerillt, 5-7 Rippen, leicht behaart
  • Internodien: 4-12 cm Länge (variiert nach Lichtangebot)
Verzweigung
  • Muster: Monopodial (Hauptachse dominiert), Seitentriebe aus Blattachseln
  • Ordnung: Bis 4. Verzweigungsordnung in üppigen Beständen
  • Winkel: 30-60° zur Hauptachse
Anatomie
  • Epidermis: Einschichtig, Cuticula 0,5-1,5 µm dick
  • Trichome: Einzellig, mehrzellig-geglieder (50-200 µm Länge)
  • Leitbündel: Bikollateral, 8-12 Bündel pro Querschnitt
  • Mark: Parenchymatisch, luftführend (bei Wasserstress kollabiert)
Rankenstruktur
  • Typ: Sprossranken (umgewandelte Seitentriebe)
  • Position: Achsel von Blättern, oft gegenständig
  • Länge: 5-15 cm
  • Mechanik: Thigmonastische Reaktion (Berührungsreiz → Krümmung in 30-60 Min.)
  • Funktion: Mechanischer Halt an Stützen (kritisch für vertikales Wachstum)
Anbaupraxis: Stützgerüste (Spaliere, Netze) essenziell für optimale Blattentwicklung. Ohne Halt bleibt Wuchshöhe unter 1 m, Ertrag sinkt um 40-60%. Rankenanlage erfolgt automatisch, keine manuelle Bindung nötig. Bei Starkwind: Bruchgefahr an Internodien (Sturmschäden häufig in Asien).

🍃 Blattmorphologie (detailliert)

Typ: Handförmig zusammengesetztes Blatt (5-teilig palmat)

Gesamtblatt (Folia)
  • Länge: 5-18 cm (juvenil: 3-8 cm; adult: 8-18 cm)
  • Breite: 4-16 cm
  • Anordnung: Wechselständig (alternierend), 2/5-Stellung (Phyllotaxis)
  • Blattstiel (Petiolus): 2-7 cm lang, 1-2 mm Ø, rinnig, behaart
Einzelblättchen (Foliola)
  • Anzahl: Meist 5, selten 3-7 (Variabilität an Schattentrieben)
  • Form: Lanzettlich-elliptisch, terminales Blättchen größer (bis 12 cm)
  • Rand: Gesägt (15-35 Zähne pro Seite), Zähne mit Drüsenhaaren
  • Spitze (Apex): Zugespitzt (acuminatus), Spitzenwinkel 30-50°
  • Basis: Keilförmig (cuneatus), bei seitlichen Blättchen asymmetrisch
  • Petiolulus: 3-15 mm (terminales Blättchen), 1-5 mm (seitliche)
Blattaderung (Nervatur)
  • Typ: Fiedernervig (pinnatus), sekundäre Adern bogig verbunden
  • Primäradern: 5-9 Paare, deutlich erhaben
  • Tertiäradern: Retikulat (netzartig), Maschen 0,5-1,5 mm
  • Areolen: 4-6-eckig, enthalten 2-4 freie Adernenden
Anatomie (Querschnitt)
  • Epidermis: Oberseits: 1-schichtig, Cuticula 1-2 µm; Unterseits: mit Spaltöffnungen
  • Mesophyll: Bifacial — Palisadenparenchym (2-3 Lagen, 60-80 µm) + Schwammparenchym
  • Stomata: Anomocytisch, Dichte 180-250/mm² (unterseits), 20-50/mm² (oberseits)
  • Trichome: Nicht-glanduläre (50-300 µm) + glanduläre (20-50 µm, sekretieren ätherische Öle)
  • Leitbündel: Kollateral, von Parenchymscheide umgeben
Chemische Komposition (Blattgewebe)
  • Gypenoside: Hauptsächlich in Epidermis & Palisadenparenchym (0,8-4,2% TM)
  • Chlorophyll: Chl a:b = 2,8-3,2:1 (typisch für Sonnenpflanzen)
  • Wachse: Epikutikulare Wachsschicht (verhindert exzessive Transpiration)
Anbaupraxis: Blattqualität direkt korreliert mit Gypenosid-Gehalt. Optimale Ernte bei voll ausgereiften Blättern (dunkelgrün, nicht vergilbt). Junge Blätter (hellgrün): 40-60% weniger Wirkstoffe. Alte Blätter (gelb-braun): 25-35% weniger + Bitterkeit↑. Erntezeitpunkt: Juni-August (höchste Gypenosid-Konz.). Mechanische Ernte (Mähbalken) vermeiden → Blattverletzungen → Oxidation → Wirkstoffverlust 15-30%.

🌸 Blütenstruktur

Typ: Zweihäusig (diözisch) — männliche & weibliche Blüten auf getrennten Pflanzen

Blütenstand (Infloreszenz)
  • Typ: Rispige Traube (Thyrse), achselständig
  • Länge: 8-25 cm (♂ länger als ♀)
  • Anzahl Blüten: ♂ 15-60, ♀ 5-20
  • Blütezeit: Juli-September (nördliche Hemisphäre); variiert nach Photoperiode
Männliche Blüten (♂)
  • Größe: 4-6 mm Ø
  • Kelch: 5 Kelchblätter (Sepalen), grün, 0,5-1 mm, behaart
  • Krone: 5 Kronblätter (Petalen), weiß-grünlich, 2-3 mm, lanzettlich
  • Staubblätter (Stamina): 5, frei stehend; Antheren 0,8-1,2 mm, gelb, 2-fächrig
  • Pollen: Tricolporat (3 Keimfurchen), 25-35 µm Ø, gelb
  • Rudimentärer Fruchtknoten: Vorhanden, aber steril (0,5 mm)
Weibliche Blüten (♀)
  • Größe: 3-5 mm Ø (kleiner als ♂)
  • Kelch: 5 Sepalen, 1-1,5 mm
  • Krone: 5 Petalen, weiß-grünlich, 1,5-2,5 mm
  • Fruchtknoten: Unterständig, eiförmig, 1,5-2 mm, grün, behaart
  • Griffel: 2-3-teilig, 1-2 mm lang
  • Narbe: Papillös, klebrig (für Pollenaufnahme)
  • Rudimentäre Staubblätter: Staminodien vorhanden, aber ohne Pollen
Bestäubung
  • Mechanismus: Entomophil (Insektenbestäubung) — primär Fliegen (Diptera), Bienen (Hymenoptera)
  • Nektarium: Anulus am Blütengrund, sezerniert zuckerhaltigen Nektar (8-12% Zuckergehalt)
  • Duft: Schwach süßlich, kaum wahrnehmbar (keine starken Aromaten)
  • Blühdauer: Einzelblüte 2-3 Tage; Gesamtblühphase 4-8 Wochen
Anbaupraxis: Für Samenproduktion müssen männliche & weibliche Pflanzen im Verhältnis 1:3-5 kultiviert werden. Geschlechtsbestimmung erst bei Blüte möglich (meist Jahr 2-3). Bei vegetativer Vermehrung (Stecklinge, Rhizomteilung) ist Geschlecht der Mutterpflanze erhalten → rein männliche oder rein weibliche Bestände möglich. Für Blattproduktion ist Blütenbildung unerwünscht (Ressourcen-Allokation, Ertragsminderung) → Blütenstände ausbrechen oder Frühernte vor Blühbeginn.

🍇 Frucht & Samen

Typ: Beere (Bacca) — fleischige Schließfrucht

Frucht (Fructus)
  • Form: Kugelig bis leicht ellipsoid
  • Größe: 6-10 mm Ø (wild: 6-8 mm; Kultur: 8-10 mm)
  • Farbe (Reife): Schwarz, glänzend (unreif: grün → dunkelviolett)
  • Oberfläche: Glatt, leicht gerillt (8-10 Längsrillen)
  • Gewicht: 0,3-0,6 g frisch; 0,1-0,2 g getrocknet
  • Reifezeit: September-November (3-4 Monate nach Bestäubung)
  • Samenanzahl: 2-6 (meist 3-4)
Fruchtanatomie
  • Exokarp: Einschichtige Epidermis mit Cuticula, Anthocyane (schwarze Färbung)
  • Mesokarp: Fleischig, 8-15 Zelllagen, saftig (Wassergehalt 70-85%)
  • Endokarp: Dünnhäutig, umschließt Samen
  • Inhaltsstoffe: Zucker (Glucose, Fructose: 4-8%), organische Säuren, Gypenoside (0,2-0,5%)
Samen (Semina)
  • Form: Eiförmig bis elliptisch, leicht abgeflacht
  • Größe: 4-6 mm Länge × 3-4 mm Breite × 1,5-2,5 mm Dicke
  • Farbe: Hellbraun bis dunkelbraun, matt
  • Oberfläche: Fein gerippt, Mikroskulptur reticulat
  • Gewicht: 8-15 mg/Samen (TKG 10-18 g)
  • Samenschale (Testa): Hartschalig, 50-100 µm dick, mechanische Dormanz
  • Embryo: Gerade, Kotyledonen planokonvex, Endosperm spärlich
Keimung & Dormanz
  • Dormanz-Typ: Physiologisch + mechanisch (harte Samenschale)
  • Stratifikation: Kältebehandlung 4-8°C für 4-8 Wochen erforderlich (simuliert Winter)
  • Skarifizierung: Mechanische Anritzung oder Säurebehandlung (H₂SO₄ 10 Min.) erhöht Keimrate von 15-30% auf 60-85%
  • Optimale Keimbedingungen: 20-25°C, konstante Feuchtigkeit, Dunkelheit (Lichtkeimer!)
  • Keimzeit: 14-35 Tage (variabel nach Vorbehandlung)
  • Keimungsrate: 40-70% (unbehandelt); 70-90% (behandelt)
Anbaupraxis: Generative Vermehrung (Samen) für Züchtung & Genpool-Erhalt wichtig. Für kommerzielle Produktion ungeeignet (lange Jugendphase 2-3 Jahre bis Erntefähigkeit, genetische Variabilität). Vegetative Vermehrung (Stecklinge, Rhizomteilung) bevorzugt → genetisch einheitliche Bestände, kürzere Produktionszeit (Ernte ab Jahr 1). Samenernte: Früchte bei Vollreife (schwarz) pflücken, in Wasser mazerieren, Samen auswaschen, trocknen (nicht über 30°C), trocken & dunkel lagern (Keimfähigkeit: 2-3 Jahre bei 4-8°C).

Phytochemische Verteilung in Pflanzenteilen

Die Konzentration von Gypenosiden und anderen Wirkstoffen variiert stark zwischen verschiedenen Pflanzenorganen. Blätter enthalten die höchsten Gypenosid-Konzentrationen, während Wurzeln andere Stoffklassen akkumulieren.

Pflanzenteil Gypenoside (% TM) Haupt-Gypenoside Weitere Stoffgruppen Kommerzielle Nutzung
Blätter (jung) 2,4-4,2% Gp-XLIX (0,8-1,5%), Gp-III (0,5-1,2%), Gp-VIII (0,3-0,8%) Flavonoide (0,5-1,2%), Polysaccharide (1-3%), Vit. C (15-35 mg/100g) ✅ Tee (Premium), Extrakte
Blätter (reif) 1,8-3,5% Gp-XLIX, Gp-III, Gp-VIII, Gp-XVII Flavonoide (0,8-1,5%), Chlorophyll (0,3-0,8%), Ballaststoffe (12-18%) ✅ Tee (Standard), Pulver
Blätter (alt/gelb) 0,8-1,5% Gp-XLIX (reduziert), oxidierte Derivate Chlorophyll-Abbauprodukte, Lignin↑ ❌ Nicht geeignet (Bitterkeit, Wirkstoffverlust)
Stängel (grün) 0,5-1,2% Gp-III, Gp-VIII (geringere Diversität) Cellulose (20-30%), Lignin (5-12%) ⚠️ Beimischung in Pulvern (bis 15%), senkt Qualität
Stängel (verholzt) 0,1-0,4% Spuren von Gp-III Lignin (15-25%), Cellulose (30-40%) ❌ Nicht verwendet
Wurzeln 0,3-0,8% Gp-III, Gp-XVII, Gp-XX (andere Profile als Blätter) Polysaccharide (4-8%), Stärke (20-35%), Inulin (5-12%) ⚠️ TCM (selten), Forschung (andere Wirkspektren)
Blüten 0,2-0,5% Gp-XLIX (Spuren) Flavonoide (1-2%), ätherische Öle (0,01-0,05%) ❌ Nicht kommerziell genutzt
Früchte 0,2-0,5% Gp-III (Spuren) Zucker (4-8%), Anthocyane (0,5-1%), Vitamine ❌ Nicht kommerziell genutzt (essbar, aber selten)
Samen <0,1% Keine signifikanten Mengen Fette (8-15%), Proteine (12-18%), Phytosterole ❌ Nur für Vermehrung

Empfehlungen für optimale Wirkstoffausbeute

✅ Beste Qualität

  • Teil: Junge bis reife Blätter (dunkelgrün, voll entwickelt)
  • Erntezeit: Juni-August (vor Blüte)
  • Tageszeit: Morgens (9-11 Uhr, nach Tautrocknung)
  • Gypenosid-Gehalt: 2,4-4,2% (höchste Konzentration)
  • Verarbeitung: Sofort trocknen (max. 2h nach Ernte, 35-45°C)

⚠️ Akzeptable Qualität

  • Teil: Reife Blätter + max. 10-15% zarte Stängelteile
  • Erntezeit: Mai-September
  • Gypenosid-Gehalt: 1,5-2,5%
  • Hinweis: Standard für kommerzielle Massenproduktion

❌ Schlechte Qualität (vermeiden)

  • Teil: Alte/gelbe Blätter, verholzte Stängel, Wurzeln (ohne spezifische Indikation)
  • Erntezeit: Nach Blüte, Herbst (Oktober-November)
  • Gypenosid-Gehalt: <1,0%
  • Probleme: Bitterkeit↑, Oxidation, Verfärbung, geringere Wirksamkeit

Faktoren, die Gypenosid-Konzentration beeinflussen

☀️

Lichtintensität

Optimum: 60-80% Volllicht (Halbschatten)

Effekt: Zu viel Sonne → Stress → Gypenoside↑ kurzfristig, aber Blattschäden. Zu wenig Licht → Photosynthese↓ → Gypenoside↓ (30-40% weniger bei <40% Licht).

💧

Wasserstress

Optimum: Gleichmäßig feucht (60-80% Feldkapazität)

Effekt: Moderater Trockenstress (2-3 Tage vor Ernte) → Gypenoside↑ um 15-25% (Abwehrreaktion). Längerer Stress → Wachstumsstopp → Ertragsverlust überwiegt.

🌡️

Temperatur

Optimum: 20-28°C (Tag), 15-20°C (Nacht)

Effekt: Hohe Temp. (>32°C) → Stress → Gypenoside↑ temporär. Niedrige Temp. (<10°C) → Wachstum↓ → Akkumulation↓. Idealbereich für stabile Produktion: 22-25°C.

🧪

Düngung

Optimum: Moderate N-Gabe (60-80 kg/ha N), ausgeglichenes N:P:K

Effekt: Hohe N-Düngung → Blattwachstum↑, aber Gypenoside↓ (Verdünnungseffekt, 20-30% weniger bei >120 kg N/ha). P & K fördern Sekundärstoffbildung.

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Pflanzenalter

Optimum: 2-5 Jahre alte Pflanzen

Effekt: Jahr 1: 0,8-1,5% Gypenoside (unreif). Jahr 2-5: 2,0-4,2% (Plateau). Jahr 6+: 1,5-2,5% (Seneszenz, Vitalität↓).

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Geografie & Höhenlage

Optimum: 400-1200 m ü. NN, gemäßigtes bis subtropisches Klima

Effekt: Höhere Lagen (800-1200 m) → UV-Strahlung↑ → Gypenoside↑ um 10-20%. Tieflagen (<300 m) → Hitze/Trockenheit → Stressbedingte Qualitätsschwankungen.

Vergleich mit verwandten Cucurbitaceae-Arten

Gynostemma pentaphyllum teilt viele morphologische und phytochemische Merkmale mit anderen Kürbisgewächsen, weist aber auch einzigartige Charakteristika auf, insbesondere die Gypenoside.

Gynostemma pentaphyllum

(Jiaogulan)

Wuchsform: Kletternde Liane, 3-8 m

Blätter: 5-teilig palmat, gesägt

Blüten: Diözisch, grünlich-weiß, 4-6 mm

Früchte: Beere, schwarz, 6-10 mm

Hauptwirkstoffe: Gypenoside (84 Verbindungen), strukturähnlich zu Ginsenosiden

Verwendung: Tee, Nahrungsergänzung (Adaptogen)

Besonderheit: Höchste Gypenosid-Diversität im Pflanzenreich

Momordica charantia

(Bittermelone)

Wuchsform: Einjährige Kletterpflanze, 2-5 m

Blätter: 5-7-teilig palmat, tief eingeschnitten

Blüten: Monözisch, gelb, 2-3 cm (größer als Jiaogulan)

Früchte: Warzig-stachelige Beere, orange-gelb, 5-25 cm (essbar)

Hauptwirkstoffe: Cucurbitane-Triterpene (Momordicine), Charantin (insulin-ähnlich)

Verwendung: Gemüse (Asien), Diabetes-Medizin (TCM, Ayurveda)

Besonderheit: Antidiabetische Wirkung klinisch belegt

Citrullus lanatus

(Wassermelone)

Wuchsform: Niederliegende einjährige Pflanze, Ranken bis 3 m

Blätter: 3-5-lappig, tief eingeschnitten, behaart

Blüten: Monözisch, gelb, 2-4 cm

Früchte: Große Beere (Panzerbeere), 3-30 kg, rotes süßes Fruchtfleisch

Hauptwirkstoffe: Citrullin (Aminosäure, vasodilatativ), Lycopin (Antioxidans)

Verwendung: Obst, Saftproduktion

Besonderheit: Domestizierung vor 5000 Jahren (Afrika)

Cucumis sativus

(Gurke)

Wuchsform: Einjährige Kletterpflanze, Ranken bis 2 m

Blätter: Handförmig gelappt (3-5 Lappen), nicht gefiedert

Blüten: Monözisch (moderne Sorten gynözisch), gelb, 2-3 cm

Früchte: Scheinfrucht (Panzerbeere), grün, 10-30 cm, essbar

Hauptwirkstoffe: Cucurbitacine (Bitterstoffe, in Wildformen), Cucumis-Polysaccharide

Verwendung: Gemüse (weltweit Hauptnutzpflanze der Familie)

Besonderheit: Züchtung auf niedrige Cucurbitacine (Bitterverlust)

Cucurbita pepo

(Zucchini/Kürbis)

Wuchsform: Einjährige Kriechpflanze, buschig bis rankend

Blätter: Groß (20-40 cm), handförmig gelappt, rau behaart

Blüten: Monözisch, gelb-orange, 8-15 cm (größte Blüten der Familie)

Früchte: Panzerbeere, variabel (Zucchini, Kürbis), 0,5-50 kg

Hauptwirkstoffe: Carotinoide (β-Carotin), Cucurbitacine (Samen), Mineralstoffe

Verwendung: Gemüse, Samenöl (Kürbiskernöl)

Besonderheit: Große genetische Vielfalt (>100 Sorten)

Trichosanthes kirilowii

(Chinesische Gurke)

Wuchsform: Mehrjährige Kletterpflanze, 4-10 m

Blätter: 5-7-lappig, herzförmige Basis

Blüten: Diözisch, weiß, gefranste Kronblätter (auffällig), 3-6 cm

Früchte: Beere, orange-rot, 7-12 cm

Hauptwirkstoffe: Trichosanthin (Protein, ribosominaktivierend), Triterpene

Verwendung: TCM (Wurzel: Tian Hua Fen — Diabetes, Erkältung)

Besonderheit: Trichosanthin als Anti-HIV-Kandidat erforscht

Gemeinsame Merkmale der Cucurbitaceae-Familie

🌿 Wuchsform

Überwiegend Kletter- oder Kriechpflanzen mit Ranken (umgewandelte Triebe oder Blattstrukturen). Kletterranken ermöglichen vertikales Wachstum (Lichtkonkurrenz).

🍃 Blätter

Wechselständig, meist handförmig gelappt oder geteilt. Große Blattspreiten (hohe Photosynthesekapazität). Oft behaart (Trichome als Verdunstungsschutz & Fraßschutz).

🌸 Blüten

5-zählig (Pentamerie), radiärsymmetrisch (actinomorph). Meist monözisch oder diözisch (getrennte Geschlechter). Unterständiger Fruchtknoten (epigyn).

🍇 Früchte

Typ: Beere oder Panzerbeere (Pepo). Meist fleischig, vielsamig. Große Variabilität (1 cm bis 50 kg). Anpassung an verschiedene Ausbreitungsmechanismen (Tiere, Wasser, menschliche Nutzung).

🧪 Phytochemie

Cucurbitacine (Triterpene) — charakteristische Bitterstoffe mit zytotoxischen Eigenschaften. Abwehrstoffe gegen Fraßfeinde. In Kulturformen oft weggezüchtet (Cucumis, Cucurbita). Gypenoside (Jiaogulan) sind strukturelle Ausnahme (Ginsenosid-ähnlich).

🌍 Verbreitung

Weltweit in tropischen & gemäßigten Zonen. Ursprung: Afrika (Citrullus), Asien (Cucumis, Momordica, Gynostemma), Amerika (Cucurbita). Hohe ökonomische Bedeutung (Gurke, Melone, Kürbis, Zucchini).

Was macht Jiaogulan einzigartig?

🔬 Gypenoside statt Cucurbitacine

Jiaogulan produziert keine bitteren Cucurbitacine, sondern Gypenoside — eine Gruppe von 84 Dammarane-Triterpenen, strukturverwandt mit Ginsenosiden aus Panax ginseng. Dies ist in der Cucurbitaceae-Familie einzigartig und erklärt die adaptogenen statt zytotoxischen Eigenschaften.

🌱 Mehrjährigkeit

Während die meisten kommerziell genutzten Cucurbitaceen einjährig sind (Gurke, Melone, Kürbis), ist Jiaogulan mehrjährig mit verholzenden Rhizomen. Überlebt Winter in gemäßigten Zonen (Frosttoleranz bis -15°C).

🍵 Blattnutzung statt Fruchtnutzung

Im Gegensatz zu anderen Familienmitgliedern werden Blätter genutzt (Tee), nicht Früchte. Früchte sind zwar essbar, aber geschmacklich uninteressant (keine Süße, geringe Größe).

🔄 Vegetative Vermehrung

Einfache vegetative Vermehrung durch Rhizomteilung oder Stecklinge (Bewurzelung >90%). Die meisten anderen Cucurbitaceen sind auf Samen angewiesen (Gurke, Melone → jährliche Aussaat).