Jiaogulan Pflanze — Gynostemma pentaphyllum
Botanische Merkmale, Wuchsform und Standortansprüche der "Pflanze der Unsterblichkeit" — eine faszinierende Kletterpflanze aus der Familie der Kürbisgewächse.
Wissenschaftliche Klassifizierung
| Reich: | Plantae (Pflanzen) |
| Unterreich: | Tracheobionta (Gefäßpflanzen) |
| Überabteilung: | Spermatophyta (Samenpflanzen) |
| Abteilung: | Magnoliophyta (Bedecktsamer) |
| Klasse: | Magnoliopsida (Zweikeimblättrige) |
| Ordnung: | Cucurbitales (Kürbisartige) |
| Familie: | Cucurbitaceae (Kürbisgewächse) |
| Gattung: | Gynostemma Blume (1825) |
| Art: | Gynostemma pentaphyllum (Thunb.) Makino |
Namensgebung & Geschichte
Erstbeschreibung
Carl Peter Thunberg (1784)
Ursprünglich als Vitis pentaphylla beschrieben (Weinreben-Gattung)
Grund: Ähnliche Blattform wie Weinreben
Gattung Gynostemma
Carl Ludwig Blume (1825)
Erkannte separate Gattung: Gynostemma
Name: Griechisch "gyne" (Frau) + "stemma" (Kranz) — bezieht sich auf Blütenstruktur
Aktuelle Bezeichnung
Tomitaro Makino (1902)
Kombinierte zur aktuellen Bezeichnung: Gynostemma pentaphyllum
"pentaphyllum": Lateinisch "fünf Blätter" (5-teilige Blätter)
💡 Besonderheit: Cucurbitaceae mit Saponinen
Jiaogulan ist die einzige Cucurbitaceae-Art mit hochkonzentrierten Triterpensaponinen (84 Gypenoside, 2-8% Gehalt).
Verwandte: Gurke, Kürbis, Melone, Zucchini — KEINE Saponine
Grund: Evolutionäre Anpassung an subtropische Bergregionen (Schutz vor Fressfeinden)
Morphologie — Aufbau der Pflanze
🌿 Schematischer Aufbau:
- ↑ Ranktriebe (3-8m)
- 🍃 5-teilige Blätter
- 🌸 Grünlich-weiße Blüten
- 🫐 Schwarze Beeren
- ↓ Rhizom-Wurzelsystem
Wurzelsystem
Wurzeltyp
Rhizom (unterirdischer Spross)
- Horizontal wachsend
- Verzweigt
- Speichert Nährstoffe
- Überwintert im Rhizom
Feinwurzeln
- Tiefe: 20-40 cm (flach)
- Ausbreitung: 30-60 cm Radius
- Beschaffenheit: Fein verzweigt, dicht
- Funktion: Wasser- & Nährstoffaufnahme
Besonderheiten
- Rhizom bis 50cm Durchmesser
- Rübenartige Verdickungen möglich
- Keine Pfahlwurzel
- Bildet Ausläufer (vegetative Vermehrung)
Stängel & Triebe
Wuchsform
Kletterpflanze (Liane)
- Länge: 3-8 Meter
- Durchmesser: 2-5 mm (dünn, aber zäh)
- Farbe: Grün, im Alter bräunlich
- Oberfläche: Leicht behaart (Trichome)
Rankmechanismus
Ranken (Spiralranken)
- Achselständig (neben Blättern)
- 2-3-teilig verzweigt
- Wickeln sich um Stützen
- Bis 15 cm lang
Mechanismus: Ranken wachsen spiralförmig, reagieren auf Berührung (thigmotrop)
Verzweigung
- Stark verzweigt (buschig)
- Neue Triebe aus jedem Blattknoten
- Seitentriebe bis 1m Länge
- Schnellwachsend (1-2 cm/Tag in Saison)
Blätter — Das charakteristische 5-Blatt
Grundstruktur
Gefiedert (palmatum), meist 5-teilig
- Anzahl Fiederblättchen: 5 (selten 3, 7 oder 9)
- Anordnung: Handförmig (palmat)
- Grund für "pentaphyllum": "penta" = fünf, "phyllum" = Blatt
Maße
| Gesamtlänge: | 8-15 cm (mit Stiel) |
| Einzelblättchen: | 4-10 cm Länge, 1,5-4 cm Breite |
| Blattstiel: | 2-5 cm |
| Form: | Lanzettlich bis elliptisch |
| Spitze: | Zugespitzt (acuminat) |
| Rand: | Gesägt (serrat), 15-25 Zähne/Seite |
Weitere Merkmale
- Oberseite: Dunkelgrün, glänzend, leicht behaart
- Unterseite: Heller grün, deutlich behaart (Trichome)
- Nervatur: Fiedernervig, 6-8 Seitennerven pro Seite
- Textur: Dünn, leicht ledrig
- Anordnung: Wechselständig (alternierend am Stängel)
Chemische Zusammensetzung der Blätter
Die Blätter sind der Hauptwirkstoff-Träger der Pflanze:
- Gypenoside (Saponine): 2-8% der Trockenmasse (höchste Konzentration)
- Polyphenole: 1,5-2,5% (Flavonoide, Quercetin, Rutin)
- Polysaccharide: 3-5% (immunmodulierend)
- Proteine: 15-20%
- Aminosäuren: 17 essentielle + nicht-essentielle
- Vitamine: B1, B2, B6, C, E, K
- Mineralstoffe: Ca, Mg, K, Fe, Zn, Se
Optimales Erntefenster: Kurz vor Blüte (Juni-Juli) → höchste Gypenosid-Konzentration (6-8%)
Blüten & Blütenstände
Blütentyp
Diözisch (zweihäusig)
- Männliche & weibliche Blüten auf getrennten Pflanzen
- ~50% männlich, 50% weiblich
- Kreuzbestäubung notwendig für Samen
Blütenstand
Rispige Trauben (Panicle)
- Länge: 10-25 cm
- Position: Achselständig (aus Blattachseln)
- Anzahl Blüten: 20-50 pro Rispe
Einzelblüte
- Größe: 4-6 mm Durchmesser (klein!)
- Farbe: Grünlich-weiß bis gelblich
- Form: Sternförmig, 5 Kelchblätter
- Duft: Sehr schwach, kaum wahrnehmbar
Blütezeit & Bestäubung
Blütezeit
- Natürlich: Juni-August (Nordhalbkugel)
- Dauer: 6-8 Wochen
- Abhängig von: Temperatur (min. 18°C), Tageslänge (>14h)
Bestäubung
- Durch: Insekten (Bienen, Fliegen, kleine Käfer)
- Mechanismus: Pollen von männlichen auf weibliche Blüten
- Erfolg: 30-60% der weiblichen Blüten bilden Früchte
Früchte & Samen
Fruchttyp
Beere (Pepo)
- Größe: 5-8 mm Durchmesser
- Form: Kugelig bis leicht oval
- Farbe (reif): Schwarz
- Farbe (unreif): Grün
Samen
- Anzahl pro Frucht: 2-3 Samen
- Größe: 3-5 mm
- Form: Oval, abgeflacht
- Farbe: Braun
- Oberfläche: Glatt, leicht strukturiert
Reife & Keimung
- Reifezeit: August-Oktober
- Keimfähigkeit: 60-80%
- Keimdauer: 14-21 Tage (bei 20-25°C)
- Stratifikation: Nicht notwendig (aber fördert Keimung)
Standortansprüche & Natürliches Habitat
Natürliche Verbreitung
Ursprung: Südchina (Guizhou, Guangxi, Sichuan, Yunnan)
Weitere Vorkommen: Japan, Korea, Thailand, Vietnam, Nord-Indien
Höhenlage: 300-3.200 m über NN
🌡️ Klima
Temperatur
- Optimal: 20-30°C (Wachstum)
- Mindest: 15°C (Wachstum stoppt bei <15°C)
- Maximum: 35°C (Stress bei >35°C)
- Frost: Bis -15°C (Rhizom überlebt, Blätter sterben ab)
Klimazone
- Natürlich: Subtropisch bis gemäßigt
- USDA-Zone: 7-10 (Deutschland: Zone 7-8 → bedingt winterhart)
- Saison: Sommer-aktiv, Winter-ruhend (Blätter fallen ab)
💧 Wasser
Niederschlag
- Optimal: 1.000-2.000 mm/Jahr
- Mindest: 800 mm/Jahr (mit Bewässerung)
- Verteilung: Gleichmäßig über Saison
Bodenansprüche (Wasser)
- Feuchte: Gleichmäßig feucht (nicht nass!)
- Drainage: Gut durchlässig (Staunässe = Tod)
- Dürre: Verträgt 1-2 Wochen Trockenheit (Rhizom speichert Wasser)
☀️ Licht
Lichtbedarf
- Optimal: Halbschatten (4-6h Sonne/Tag)
- Toleriert: Schatten (2-4h Sonne)
- Verträgt: Volle Sonne (aber langsameres Wachstum)
Natürlicher Standort
- Waldränder: Unter Baumkronen
- Lichtungen: Mit Halbschatten
- Strauchschicht: Klettert an Büschen/Bäumen
🌱 Boden
Bodentyp
- Optimal: Lehm-Humus-Gemisch
- Struktur: Locker, krümelig
- Drainage: Gut durchlässig
- pH-Wert: 5,5-7,0 (leicht sauer bis neutral)
Nährstoffe
- Bedarf: Mittel (nicht überdüngen!)
- N:P:K: 1:1:1 (ausgewogen)
- Humus: 3-5% organische Substanz
💚 Der ideale Standort
Perfekt für Jiaogulan:
- ✓ Halbschatten: Unter Bäumen, an Nordseite von Gebäuden
- ✓ Windgeschützt: Ranken brechen bei starkem Wind
- ✓ Rankgerüst: Zaun, Spalier, Pergola (mind. 2m Höhe)
- ✓ Lockerer Boden: Mit Kompost angereichert
- ✓ Gute Drainage: Keine Staunässe
- ✓ Gleichmäßige Feuchte: Mulchen hilft
- ✓ Geschützte Lage: Mikroklimazone (wärmer als Umgebung)
Wachstum & Jahreszyklus
Phänologischer Kalender (Nordhalbkugel)
März-April: Frühjahr
Austrieb
- Rhizom beginnt zu treiben (bei >15°C)
- Erste Blätter erscheinen
- Langsames Wachstum (5-10 cm/Woche)
Mai-Juni: Frühsommer
Hauptwachstum
- Schnelles Wachstum (10-15 cm/Woche)
- Starke Verzweigung
- Ranken bilden sich
- Erste Ernten möglich (ab Mai)
Juli-August: Hochsommer
Blüte & Fruchtbildung
- Blüte (Juli-August)
- Maximale Blattmasse
- Höchste Gypenosid-Konzentration
- Haupterntezeit
September-Oktober: Herbst
Fruchtreife & Samenbildung
- Beeren reifen (schwarz)
- Wachstum verlangsamt sich
- Blätter beginnen zu vergilben
- Letzte Ernten vor Frost
November-Februar: Winter
Winterruhe
- Oberirdische Teile sterben ab (bei Frost)
- Rhizom überwintert im Boden
- Keine Aktivität (Ruhephase)
- Winterschutz empfohlen (Mulch, Vlies)
Wachstumsstadien
Jungpflanze
- Höhe: 1-2 m
- Blätter: 50-100 Blätter
- Blüte: Selten
- Ernte: Möglich ab Juni (sparsam)
Etablierte Pflanze
- Höhe: 3-5 m
- Blätter: 200-400 Blätter
- Blüte: Ja (ab Juli)
- Ernte: Regelmäßig (alle 4-6 Wochen)
Ausgewachsene Pflanze
- Höhe: 5-8 m
- Blätter: 500-1.000+ Blätter
- Blüte: Üppig
- Ernte: Ertragreich (1-2 kg Frischblätter/Saison)
Wachstumsfaktoren
| Faktor | Optimum | Auswirkung bei Abweichung |
|---|---|---|
| Temperatur | 20-30°C | <15°C: Wachstum stoppt; >35°C: Stress, Blätter welken |
| Licht | 4-6h Sonne/Tag | Zu wenig: Langsames Wachstum; Zu viel: Blattbrand |
| Wasser | Gleichmäßig feucht | Trockenheit: Wachstumsstopp; Staunässe: Wurzelfäule |
| Nährstoffe | Mittel (N:P:K 1:1:1) | Zu wenig: Gelbe Blätter; Zu viel: Weiches Gewebe, weniger Saponine |
| pH-Wert | 5,5-7,0 | <5,0: Nährstoffmangel; >7,5: Eisenchlorose |
Jiaogulan aus nachhaltigem Anbau
✓ Bio-zertifiziert (DE-ÖKO-039) · ✓ Optimale Erntezeit (Juni-August) · ✓ Höchste Gypenosid-Konzentration · ✓ Schonende Trocknung
Detaillierte Taxonomie & Verwandtschaft
Gynostemma pentaphyllum gehört zur Familie der Kürbisgewächse (Cucurbitaceae) und ist eng verwandt mit bekannten Nutzpflanzen wie Gurken, Melonen und Kürbissen. Die taxonomische Einordnung wurde seit der Erstbeschreibung mehrfach revidiert.
Artgeschichte & Synonyme
Erstbeschreibung
1784: Carl Peter Thunberg beschrieb die Art als Vitis pentaphylla nach japanischen Exemplaren. Der Name bezieht sich auf die fünfteiligen Blätter (griech. penta = fünf, phyllon = Blatt).
Neuklassifizierung
1902: Tomitaro Makino ordnete die Art der Gattung Gynostemma zu. Der Gattungsname leitet sich von griech. gyne (Frau) und stemma (Kranz) ab — Bezug auf die charakteristische Narbenstruktur.
Synonyme
- Vitis pentaphylla Thunb. (1784)
- Pestalozzia pentaphylla (Thunb.) Steud. (1840)
- Gynostemma pedatum Blume (1826) — teilweise
- Gynostemma yixingense M.S.Wang & C.Y.Wu (1985) — nicht anerkannt
Detaillierte Morphologische Merkmale
Jiaogulan ist eine mehrjährige krautige Kletterpflanze mit komplexer Morphologie. Die charakteristischen 5-teiligen Blätter und die zweihäusige Blütenstruktur sind botanische Schlüsselmerkmale.
🌱 Wurzelsystem
Typ: Flachwurzler mit verzweigter Rhizomstruktur
Primärwurzel
- Länge: 20-40 cm (in Kultur); bis 80 cm (wild)
- Durchmesser: 3-8 mm
- Farbe: Weißlich bis hellbraun, korkig verholzt nach 2-3 Jahren
- Struktur: Rübenförmig, fleischig, speichert Stärke & Inulin
Sekundärwurzeln
- Anzahl: 15-40 Hauptseitenwurzeln
- Verteilung: Horizontal bis 30 cm Radius, Tiefe 10-25 cm
- Funktion: Nährstoff- & Wasseraufnahme, vegetative Vermehrung
- Adventivwurzeln: Bilden sich an Knoten bei Bodenkontakt
Anatomische Besonderheiten
- Endodermis: Mit Caspary-Streifen (reguliert Wasser-/Nährstoffaufnahme)
- Leitbündel: Kollateral, sekundäres Dickenwachstum ab Jahr 2
- Speicherzellen: Parenchymgewebe mit Stärkekörnern (bis 35% der Trockenmasse)
🌿 Spross & Stängel
Typ: Kletternde Liane mit herbazöser Struktur
Primärstängel (Haupttrieb)
- Länge: 3-8 m (Kultur: 3-5 m; wild: bis 12 m berichtet)
- Durchmesser: 2-5 mm (jung), bis 8 mm (mehrjährig)
- Farbe: Grün bis rötlich-braun (UV-exponiert), bereift
- Oberflächenstruktur: Längsgerillt, 5-7 Rippen, leicht behaart
- Internodien: 4-12 cm Länge (variiert nach Lichtangebot)
Verzweigung
- Muster: Monopodial (Hauptachse dominiert), Seitentriebe aus Blattachseln
- Ordnung: Bis 4. Verzweigungsordnung in üppigen Beständen
- Winkel: 30-60° zur Hauptachse
Anatomie
- Epidermis: Einschichtig, Cuticula 0,5-1,5 µm dick
- Trichome: Einzellig, mehrzellig-geglieder (50-200 µm Länge)
- Leitbündel: Bikollateral, 8-12 Bündel pro Querschnitt
- Mark: Parenchymatisch, luftführend (bei Wasserstress kollabiert)
Rankenstruktur
- Typ: Sprossranken (umgewandelte Seitentriebe)
- Position: Achsel von Blättern, oft gegenständig
- Länge: 5-15 cm
- Mechanik: Thigmonastische Reaktion (Berührungsreiz → Krümmung in 30-60 Min.)
- Funktion: Mechanischer Halt an Stützen (kritisch für vertikales Wachstum)
🍃 Blattmorphologie (detailliert)
Typ: Handförmig zusammengesetztes Blatt (5-teilig palmat)
Gesamtblatt (Folia)
- Länge: 5-18 cm (juvenil: 3-8 cm; adult: 8-18 cm)
- Breite: 4-16 cm
- Anordnung: Wechselständig (alternierend), 2/5-Stellung (Phyllotaxis)
- Blattstiel (Petiolus): 2-7 cm lang, 1-2 mm Ø, rinnig, behaart
Einzelblättchen (Foliola)
- Anzahl: Meist 5, selten 3-7 (Variabilität an Schattentrieben)
- Form: Lanzettlich-elliptisch, terminales Blättchen größer (bis 12 cm)
- Rand: Gesägt (15-35 Zähne pro Seite), Zähne mit Drüsenhaaren
- Spitze (Apex): Zugespitzt (acuminatus), Spitzenwinkel 30-50°
- Basis: Keilförmig (cuneatus), bei seitlichen Blättchen asymmetrisch
- Petiolulus: 3-15 mm (terminales Blättchen), 1-5 mm (seitliche)
Blattaderung (Nervatur)
- Typ: Fiedernervig (pinnatus), sekundäre Adern bogig verbunden
- Primäradern: 5-9 Paare, deutlich erhaben
- Tertiäradern: Retikulat (netzartig), Maschen 0,5-1,5 mm
- Areolen: 4-6-eckig, enthalten 2-4 freie Adernenden
Anatomie (Querschnitt)
- Epidermis: Oberseits: 1-schichtig, Cuticula 1-2 µm; Unterseits: mit Spaltöffnungen
- Mesophyll: Bifacial — Palisadenparenchym (2-3 Lagen, 60-80 µm) + Schwammparenchym
- Stomata: Anomocytisch, Dichte 180-250/mm² (unterseits), 20-50/mm² (oberseits)
- Trichome: Nicht-glanduläre (50-300 µm) + glanduläre (20-50 µm, sekretieren ätherische Öle)
- Leitbündel: Kollateral, von Parenchymscheide umgeben
Chemische Komposition (Blattgewebe)
- Gypenoside: Hauptsächlich in Epidermis & Palisadenparenchym (0,8-4,2% TM)
- Chlorophyll: Chl a:b = 2,8-3,2:1 (typisch für Sonnenpflanzen)
- Wachse: Epikutikulare Wachsschicht (verhindert exzessive Transpiration)
🌸 Blütenstruktur
Typ: Zweihäusig (diözisch) — männliche & weibliche Blüten auf getrennten Pflanzen
Blütenstand (Infloreszenz)
- Typ: Rispige Traube (Thyrse), achselständig
- Länge: 8-25 cm (♂ länger als ♀)
- Anzahl Blüten: ♂ 15-60, ♀ 5-20
- Blütezeit: Juli-September (nördliche Hemisphäre); variiert nach Photoperiode
Männliche Blüten (♂)
- Größe: 4-6 mm Ø
- Kelch: 5 Kelchblätter (Sepalen), grün, 0,5-1 mm, behaart
- Krone: 5 Kronblätter (Petalen), weiß-grünlich, 2-3 mm, lanzettlich
- Staubblätter (Stamina): 5, frei stehend; Antheren 0,8-1,2 mm, gelb, 2-fächrig
- Pollen: Tricolporat (3 Keimfurchen), 25-35 µm Ø, gelb
- Rudimentärer Fruchtknoten: Vorhanden, aber steril (0,5 mm)
Weibliche Blüten (♀)
- Größe: 3-5 mm Ø (kleiner als ♂)
- Kelch: 5 Sepalen, 1-1,5 mm
- Krone: 5 Petalen, weiß-grünlich, 1,5-2,5 mm
- Fruchtknoten: Unterständig, eiförmig, 1,5-2 mm, grün, behaart
- Griffel: 2-3-teilig, 1-2 mm lang
- Narbe: Papillös, klebrig (für Pollenaufnahme)
- Rudimentäre Staubblätter: Staminodien vorhanden, aber ohne Pollen
Bestäubung
- Mechanismus: Entomophil (Insektenbestäubung) — primär Fliegen (Diptera), Bienen (Hymenoptera)
- Nektarium: Anulus am Blütengrund, sezerniert zuckerhaltigen Nektar (8-12% Zuckergehalt)
- Duft: Schwach süßlich, kaum wahrnehmbar (keine starken Aromaten)
- Blühdauer: Einzelblüte 2-3 Tage; Gesamtblühphase 4-8 Wochen
🍇 Frucht & Samen
Typ: Beere (Bacca) — fleischige Schließfrucht
Frucht (Fructus)
- Form: Kugelig bis leicht ellipsoid
- Größe: 6-10 mm Ø (wild: 6-8 mm; Kultur: 8-10 mm)
- Farbe (Reife): Schwarz, glänzend (unreif: grün → dunkelviolett)
- Oberfläche: Glatt, leicht gerillt (8-10 Längsrillen)
- Gewicht: 0,3-0,6 g frisch; 0,1-0,2 g getrocknet
- Reifezeit: September-November (3-4 Monate nach Bestäubung)
- Samenanzahl: 2-6 (meist 3-4)
Fruchtanatomie
- Exokarp: Einschichtige Epidermis mit Cuticula, Anthocyane (schwarze Färbung)
- Mesokarp: Fleischig, 8-15 Zelllagen, saftig (Wassergehalt 70-85%)
- Endokarp: Dünnhäutig, umschließt Samen
- Inhaltsstoffe: Zucker (Glucose, Fructose: 4-8%), organische Säuren, Gypenoside (0,2-0,5%)
Samen (Semina)
- Form: Eiförmig bis elliptisch, leicht abgeflacht
- Größe: 4-6 mm Länge × 3-4 mm Breite × 1,5-2,5 mm Dicke
- Farbe: Hellbraun bis dunkelbraun, matt
- Oberfläche: Fein gerippt, Mikroskulptur reticulat
- Gewicht: 8-15 mg/Samen (TKG 10-18 g)
- Samenschale (Testa): Hartschalig, 50-100 µm dick, mechanische Dormanz
- Embryo: Gerade, Kotyledonen planokonvex, Endosperm spärlich
Keimung & Dormanz
- Dormanz-Typ: Physiologisch + mechanisch (harte Samenschale)
- Stratifikation: Kältebehandlung 4-8°C für 4-8 Wochen erforderlich (simuliert Winter)
- Skarifizierung: Mechanische Anritzung oder Säurebehandlung (H₂SO₄ 10 Min.) erhöht Keimrate von 15-30% auf 60-85%
- Optimale Keimbedingungen: 20-25°C, konstante Feuchtigkeit, Dunkelheit (Lichtkeimer!)
- Keimzeit: 14-35 Tage (variabel nach Vorbehandlung)
- Keimungsrate: 40-70% (unbehandelt); 70-90% (behandelt)
Phytochemische Verteilung in Pflanzenteilen
Die Konzentration von Gypenosiden und anderen Wirkstoffen variiert stark zwischen verschiedenen Pflanzenorganen. Blätter enthalten die höchsten Gypenosid-Konzentrationen, während Wurzeln andere Stoffklassen akkumulieren.
| Pflanzenteil | Gypenoside (% TM) | Haupt-Gypenoside | Weitere Stoffgruppen | Kommerzielle Nutzung |
|---|---|---|---|---|
| Blätter (jung) | 2,4-4,2% | Gp-XLIX (0,8-1,5%), Gp-III (0,5-1,2%), Gp-VIII (0,3-0,8%) | Flavonoide (0,5-1,2%), Polysaccharide (1-3%), Vit. C (15-35 mg/100g) | ✅ Tee (Premium), Extrakte |
| Blätter (reif) | 1,8-3,5% | Gp-XLIX, Gp-III, Gp-VIII, Gp-XVII | Flavonoide (0,8-1,5%), Chlorophyll (0,3-0,8%), Ballaststoffe (12-18%) | ✅ Tee (Standard), Pulver |
| Blätter (alt/gelb) | 0,8-1,5% | Gp-XLIX (reduziert), oxidierte Derivate | Chlorophyll-Abbauprodukte, Lignin↑ | ❌ Nicht geeignet (Bitterkeit, Wirkstoffverlust) |
| Stängel (grün) | 0,5-1,2% | Gp-III, Gp-VIII (geringere Diversität) | Cellulose (20-30%), Lignin (5-12%) | ⚠️ Beimischung in Pulvern (bis 15%), senkt Qualität |
| Stängel (verholzt) | 0,1-0,4% | Spuren von Gp-III | Lignin (15-25%), Cellulose (30-40%) | ❌ Nicht verwendet |
| Wurzeln | 0,3-0,8% | Gp-III, Gp-XVII, Gp-XX (andere Profile als Blätter) | Polysaccharide (4-8%), Stärke (20-35%), Inulin (5-12%) | ⚠️ TCM (selten), Forschung (andere Wirkspektren) |
| Blüten | 0,2-0,5% | Gp-XLIX (Spuren) | Flavonoide (1-2%), ätherische Öle (0,01-0,05%) | ❌ Nicht kommerziell genutzt |
| Früchte | 0,2-0,5% | Gp-III (Spuren) | Zucker (4-8%), Anthocyane (0,5-1%), Vitamine | ❌ Nicht kommerziell genutzt (essbar, aber selten) |
| Samen | <0,1% | Keine signifikanten Mengen | Fette (8-15%), Proteine (12-18%), Phytosterole | ❌ Nur für Vermehrung |
Empfehlungen für optimale Wirkstoffausbeute
✅ Beste Qualität
- Teil: Junge bis reife Blätter (dunkelgrün, voll entwickelt)
- Erntezeit: Juni-August (vor Blüte)
- Tageszeit: Morgens (9-11 Uhr, nach Tautrocknung)
- Gypenosid-Gehalt: 2,4-4,2% (höchste Konzentration)
- Verarbeitung: Sofort trocknen (max. 2h nach Ernte, 35-45°C)
⚠️ Akzeptable Qualität
- Teil: Reife Blätter + max. 10-15% zarte Stängelteile
- Erntezeit: Mai-September
- Gypenosid-Gehalt: 1,5-2,5%
- Hinweis: Standard für kommerzielle Massenproduktion
❌ Schlechte Qualität (vermeiden)
- Teil: Alte/gelbe Blätter, verholzte Stängel, Wurzeln (ohne spezifische Indikation)
- Erntezeit: Nach Blüte, Herbst (Oktober-November)
- Gypenosid-Gehalt: <1,0%
- Probleme: Bitterkeit↑, Oxidation, Verfärbung, geringere Wirksamkeit
Faktoren, die Gypenosid-Konzentration beeinflussen
Lichtintensität
Optimum: 60-80% Volllicht (Halbschatten)
Effekt: Zu viel Sonne → Stress → Gypenoside↑ kurzfristig, aber Blattschäden. Zu wenig Licht → Photosynthese↓ → Gypenoside↓ (30-40% weniger bei <40% Licht).
Wasserstress
Optimum: Gleichmäßig feucht (60-80% Feldkapazität)
Effekt: Moderater Trockenstress (2-3 Tage vor Ernte) → Gypenoside↑ um 15-25% (Abwehrreaktion). Längerer Stress → Wachstumsstopp → Ertragsverlust überwiegt.
Temperatur
Optimum: 20-28°C (Tag), 15-20°C (Nacht)
Effekt: Hohe Temp. (>32°C) → Stress → Gypenoside↑ temporär. Niedrige Temp. (<10°C) → Wachstum↓ → Akkumulation↓. Idealbereich für stabile Produktion: 22-25°C.
Düngung
Optimum: Moderate N-Gabe (60-80 kg/ha N), ausgeglichenes N:P:K
Effekt: Hohe N-Düngung → Blattwachstum↑, aber Gypenoside↓ (Verdünnungseffekt, 20-30% weniger bei >120 kg N/ha). P & K fördern Sekundärstoffbildung.
Pflanzenalter
Optimum: 2-5 Jahre alte Pflanzen
Effekt: Jahr 1: 0,8-1,5% Gypenoside (unreif). Jahr 2-5: 2,0-4,2% (Plateau). Jahr 6+: 1,5-2,5% (Seneszenz, Vitalität↓).
Geografie & Höhenlage
Optimum: 400-1200 m ü. NN, gemäßigtes bis subtropisches Klima
Effekt: Höhere Lagen (800-1200 m) → UV-Strahlung↑ → Gypenoside↑ um 10-20%. Tieflagen (<300 m) → Hitze/Trockenheit → Stressbedingte Qualitätsschwankungen.
Vergleich mit verwandten Cucurbitaceae-Arten
Gynostemma pentaphyllum teilt viele morphologische und phytochemische Merkmale mit anderen Kürbisgewächsen, weist aber auch einzigartige Charakteristika auf, insbesondere die Gypenoside.
Gynostemma pentaphyllum
(Jiaogulan)
Wuchsform: Kletternde Liane, 3-8 m
Blätter: 5-teilig palmat, gesägt
Blüten: Diözisch, grünlich-weiß, 4-6 mm
Früchte: Beere, schwarz, 6-10 mm
Hauptwirkstoffe: Gypenoside (84 Verbindungen), strukturähnlich zu Ginsenosiden
Verwendung: Tee, Nahrungsergänzung (Adaptogen)
Besonderheit: Höchste Gypenosid-Diversität im Pflanzenreich
Momordica charantia
(Bittermelone)
Wuchsform: Einjährige Kletterpflanze, 2-5 m
Blätter: 5-7-teilig palmat, tief eingeschnitten
Blüten: Monözisch, gelb, 2-3 cm (größer als Jiaogulan)
Früchte: Warzig-stachelige Beere, orange-gelb, 5-25 cm (essbar)
Hauptwirkstoffe: Cucurbitane-Triterpene (Momordicine), Charantin (insulin-ähnlich)
Verwendung: Gemüse (Asien), Diabetes-Medizin (TCM, Ayurveda)
Besonderheit: Antidiabetische Wirkung klinisch belegt
Citrullus lanatus
(Wassermelone)
Wuchsform: Niederliegende einjährige Pflanze, Ranken bis 3 m
Blätter: 3-5-lappig, tief eingeschnitten, behaart
Blüten: Monözisch, gelb, 2-4 cm
Früchte: Große Beere (Panzerbeere), 3-30 kg, rotes süßes Fruchtfleisch
Hauptwirkstoffe: Citrullin (Aminosäure, vasodilatativ), Lycopin (Antioxidans)
Verwendung: Obst, Saftproduktion
Besonderheit: Domestizierung vor 5000 Jahren (Afrika)
Cucumis sativus
(Gurke)
Wuchsform: Einjährige Kletterpflanze, Ranken bis 2 m
Blätter: Handförmig gelappt (3-5 Lappen), nicht gefiedert
Blüten: Monözisch (moderne Sorten gynözisch), gelb, 2-3 cm
Früchte: Scheinfrucht (Panzerbeere), grün, 10-30 cm, essbar
Hauptwirkstoffe: Cucurbitacine (Bitterstoffe, in Wildformen), Cucumis-Polysaccharide
Verwendung: Gemüse (weltweit Hauptnutzpflanze der Familie)
Besonderheit: Züchtung auf niedrige Cucurbitacine (Bitterverlust)
Cucurbita pepo
(Zucchini/Kürbis)
Wuchsform: Einjährige Kriechpflanze, buschig bis rankend
Blätter: Groß (20-40 cm), handförmig gelappt, rau behaart
Blüten: Monözisch, gelb-orange, 8-15 cm (größte Blüten der Familie)
Früchte: Panzerbeere, variabel (Zucchini, Kürbis), 0,5-50 kg
Hauptwirkstoffe: Carotinoide (β-Carotin), Cucurbitacine (Samen), Mineralstoffe
Verwendung: Gemüse, Samenöl (Kürbiskernöl)
Besonderheit: Große genetische Vielfalt (>100 Sorten)
Trichosanthes kirilowii
(Chinesische Gurke)
Wuchsform: Mehrjährige Kletterpflanze, 4-10 m
Blätter: 5-7-lappig, herzförmige Basis
Blüten: Diözisch, weiß, gefranste Kronblätter (auffällig), 3-6 cm
Früchte: Beere, orange-rot, 7-12 cm
Hauptwirkstoffe: Trichosanthin (Protein, ribosominaktivierend), Triterpene
Verwendung: TCM (Wurzel: Tian Hua Fen — Diabetes, Erkältung)
Besonderheit: Trichosanthin als Anti-HIV-Kandidat erforscht
Gemeinsame Merkmale der Cucurbitaceae-Familie
🌿 Wuchsform
Überwiegend Kletter- oder Kriechpflanzen mit Ranken (umgewandelte Triebe oder Blattstrukturen). Kletterranken ermöglichen vertikales Wachstum (Lichtkonkurrenz).
🍃 Blätter
Wechselständig, meist handförmig gelappt oder geteilt. Große Blattspreiten (hohe Photosynthesekapazität). Oft behaart (Trichome als Verdunstungsschutz & Fraßschutz).
🌸 Blüten
5-zählig (Pentamerie), radiärsymmetrisch (actinomorph). Meist monözisch oder diözisch (getrennte Geschlechter). Unterständiger Fruchtknoten (epigyn).
🍇 Früchte
Typ: Beere oder Panzerbeere (Pepo). Meist fleischig, vielsamig. Große Variabilität (1 cm bis 50 kg). Anpassung an verschiedene Ausbreitungsmechanismen (Tiere, Wasser, menschliche Nutzung).
🧪 Phytochemie
Cucurbitacine (Triterpene) — charakteristische Bitterstoffe mit zytotoxischen Eigenschaften. Abwehrstoffe gegen Fraßfeinde. In Kulturformen oft weggezüchtet (Cucumis, Cucurbita). Gypenoside (Jiaogulan) sind strukturelle Ausnahme (Ginsenosid-ähnlich).
🌍 Verbreitung
Weltweit in tropischen & gemäßigten Zonen. Ursprung: Afrika (Citrullus), Asien (Cucumis, Momordica, Gynostemma), Amerika (Cucurbita). Hohe ökonomische Bedeutung (Gurke, Melone, Kürbis, Zucchini).
Was macht Jiaogulan einzigartig?
🔬 Gypenoside statt Cucurbitacine
Jiaogulan produziert keine bitteren Cucurbitacine, sondern Gypenoside — eine Gruppe von 84 Dammarane-Triterpenen, strukturverwandt mit Ginsenosiden aus Panax ginseng. Dies ist in der Cucurbitaceae-Familie einzigartig und erklärt die adaptogenen statt zytotoxischen Eigenschaften.
🌱 Mehrjährigkeit
Während die meisten kommerziell genutzten Cucurbitaceen einjährig sind (Gurke, Melone, Kürbis), ist Jiaogulan mehrjährig mit verholzenden Rhizomen. Überlebt Winter in gemäßigten Zonen (Frosttoleranz bis -15°C).
🍵 Blattnutzung statt Fruchtnutzung
Im Gegensatz zu anderen Familienmitgliedern werden Blätter genutzt (Tee), nicht Früchte. Früchte sind zwar essbar, aber geschmacklich uninteressant (keine Süße, geringe Größe).
🔄 Vegetative Vermehrung
Einfache vegetative Vermehrung durch Rhizomteilung oder Stecklinge (Bewurzelung >90%). Die meisten anderen Cucurbitaceen sind auf Samen angewiesen (Gurke, Melone → jährliche Aussaat).